Anxiety Circus

Anxiety Circus

Identifiziere die größten Sorgen, Ängste und Bedenken einer Gruppe, um …

ein aktuelles Stimmmungsbild des ganzen Teams zu bekommen,
Verständnis füreinander aufzubauen,
die Sorgen der anderen kennenzulernen,
ein Gemeinschaftsgefühl entstehen zu lassen,
Energie für den Umgang mit den Ängsten zu generieren,
nicht vor den Ängsten zu kapitulieren

25-30 Minuten

Ich hatte mein ganzes Leben viele Probleme und Sorgen. Die meisten von Ihnen sind aber niemals eingetreten

Mark Twain, amerikanischer Schriftsteller

Beschreibung

In konkreten Projektvorhaben oder Initiativen läuft nicht immer alles optimal. Es treten Schwierigkeiten auf, der Druck wird größer und man ist fast gelähmt vor Angst. Ganz wie das Kaninchen vor der Schlange. Noch schlimmer ist es vielleicht sogar, direkt bevor ein neues Vorhaben startet! Was wird mich erwarten? Kann ich das schaffen? Was werden meine Kollegys und Chefys zu meiner Leistung sagen?

Diese Fragen können mindestens mal stören bzw. die Leistung einschränken. Wie soll man damit umgehen? Am besten thematisieren! Wenn einzelne Personen eines Teams Ängste haben, mag das schon Top-Leistungen verhindern, aber die schlimmsten Ängste einer ganzen Gruppe herauszufinden (und sie zu behandeln) ist absolut essenziell für den weiteren Verlauf der gemeinsamen Arbeit. Anxiety Circus funktioniert genau wie 25/10 Crowd Sourcing, nur dass die Einladung etwas anders formuliert ist.

Ablauf

  1. Material: Alle Teilnehmys bewaffnen sich mit einem kleinen Stück Papier/Karton (z. B. eine Karteikarte) und einem Stift und verteilen sich stehend im Raum.
  2. Einladung: Jedes Teilnehmy schreibt auf die Karteikarte die individuell momentan wichtigste Antwort auf die Frage „Was ist in unserer aktuellen Situation deine größte Sorge? Was könnte schlimmstenfalls passieren?“ (max. 5 Minuten)
    Tipp: Bitte die Teilnehmys, groß und deutlich zu schreiben, da der Text für andere gut lesbar sein muss.
    Tipp: Schau auf die Energie im Raum. Bei manchen dauert es eine Weile, bis sie eine Idee formulieren können, möglicherweise braucht es auch Überwindung, die eigene Angst zu teilen. Wenn du das Gefühl hast, alle sind schon fertig, kann die Zeit verkürzt werden.
    Tipp: Wenn es hilft, kann ein knackiger Name für die Angst genannt werden. Das hilft den nächsten Lesys, den Kernpunkt einer vielleicht diffusen Angst zu erkennen.
    Tipp: Zunächst geht es darum, die Ängste zu erkennen und zu teilen. Von daher ist die Benennung eines ersten Schrittes in Richtung Lösung eher schädlich, anders als bei 25/10 Crowd Sourcing, wo dies erklärtes Ziel ist.
  3. Tauschen und Bewerten: Jetzt starten die 5 Bewertungsrunden à max. jeweils 2 Minuten. Zunächst laufen alle Teilnehmys im Raum umher und tauschen paarweise die Karten, ohne sie zu lesen. Wichtig hierbei: immer den Text nach oben halten beim Tauschen, damit man vorherige Bewertungen nicht auf den ersten Blick erkennt. Tauscht gerne ein paarmal, um eine gute Verteilung im Raum zu gewährleisten. Nach einem Signal zum Tauschende liest jedes Teilnehmy seine Karte durch und bewertet die Karte zunächst im Kopf mit einer Zahl von 1-5 nach folgendem Schema:
    1 = „Das kann ich nicht nachvollziehen, ich verstehe die Angst nicht“
    2 = „Ich habe ungefähr eine Ahnung von der Angst, kann es aber noch nicht gut nachvollziehen“
    3 = „Das kann ich gut verstehen, aber mir geht es nicht so“
    4 = „Das geht mir in Teilen auch so, ist aber nicht meine größte Sorge.“
    5 = „Das geht mir ganz genauso und lässt mich nicht schlafen!“
  4. 5 Durchläufe: Jedes Teilnehmy überlegt sich seine Bewertung und dreht erst dann die Karte um, um auf die Rückseite die eigene Bewertung zu schreiben. Nach einem erneuten Umdrehen der Karte geht es weiter in die nächste Tausch- und Bewertungsrunde, bis jede Karte fünfmal bewertet wurde.
    Tipp: Mache eine Ansage, was passieren soll, wenn man seine eigene oder eine bereits bewertete Karte noch einmal bekommt. Einfach schnell noch einmal tauschen!
  5. Der Mathe-Teil: Am Ende muss die Auswertung gemacht werden. Jedes Teilnehmy dreht seine Karte um, addiert die fünf Zahlen auf der Rückseite und schreibt die Summe dann wieder auf die Vorderseite, um sowohl den Text als auch die Gesamtbewertung auf einen Bllick zu haben.
    Tipp: Sollten weniger als fünf Bewertungen auf der Rückseite stehen, ergänze die Zahlen im Sinne der anderen Bewertungen, um für die Endauswertung vergleichbare Summen zu bekommen. Der mathematisch korrekte Weg wäre natürlich, die Summe der Zahlen durch die Anzahl der Zahlen zu teilen und das Ergebnis dann mit 5 zu multiplizieren, aber die wenigsten werden direkt den Taschenrechner zücken.
  6. Top-Ängste teilen und sammeln: Auf einer bereitgestellten Pinnwand werden nun die größten Ängste gesammelt. Dazu werden die Bewertungen abgerufen: „Wer hat eine 25?“ „Wer hat eine 24?“ usw. Die entsprechenden Karten werden dann laut vorgelesen und angeheftet, bis man die 10 schlimmsten Ängste beisammen hat. Die restlichen Karten können dann eingesammelt werden für eine spätere Aufarbeitung, aber für diese Struktur sind sie jetzt nicht mehr relevant.

Was wird ermöglicht?

Durch die Anonymität der Karten (und der Bewertungen) trauen sich hoffentlich auch schüchterne Menschen, ihre Ängste zu äußern. insbesondere dann, wenn Projektleitys oder Chefys anwesend sind, die die Bedenken sonst leicht als persönliche Kritik wahrnehmen könnten. In vielen Teams ist es nicht üblich, Ängste zu äußern, da dies als Schwäche ausgelegt werden könnte. Dabei ist es so, dass allein durch das Aussprechen der Ängste diese kleiner werden können! Das Gefühl, dass andere Teammitglieder ebenfalls Ängste haben und die eigenen Ängste durch eine hohe Bewertung tatsächlich von anderen geteilt werden, kann zu größerem Verständnis und Zusammenhalt innerhalb der Gruppe führen.

Maestry-Tipp 1: Granularität und Aktualität

  • Versuche, die Teilnehmys dahin zu bewegen, möglichst konkrete Dinge zu äußern. „Das schaffen wir alles nicht“ ist wenig hilfreich. Eine konkretere Variante könnte sein: „Unsere Schätzungen addieren sich auf 6 Monate, wir müssen aber in 2 Monaten liefern. Wie soll das gehen?“.
  • Andererseits muss es auch möglich sein, diffuse Ängste zu äußern. „Mein Englisch ist nicht gut genug für ein Projekt in englischer Sprache“.
  • Ermutige die Teinehmys, nicht die größte Angst zu nennen („Weltuntergang“), sondern die Angst, die in diesem Moment gerade die meiste Energie saugt und die Effektivität bremst.

Maestry-Tipp 2: Follow-Up

Lass die Ängste nicht so im Raum stehen, sondern starte direkt danach in die Aufarbeitung. Entweder durch direkt im Workshop angrenzende Strukturen (Conversation Café, 15% Solutions, Gallery Walk, Open Spaces), mindestens aber durch Ankündigung eines nächsten Termins, um das Thema weiter zu bearbeiten. Nichts ist schlimmer, als wenn man den Anschein erweckt, sich für die Ängste zu interessieren, sie dann aber einfach zu ignorieren.