Gallery Walk

Vertiefe flanierend geteilte Informationen und Ideen, um …

den Beteiligten zu ermöglichen, Inhalte im eigenen Tempo zu verarbeiten,
anziehende und fragwürdige Aspekte zu identifizieren,
Unklarheiten aufzudecken,
tieferes Verständnis für vorliegende Informationen zu erzeugen.

6 – 25 Minuten

Beobachtung ist eine aussterbende Kunst.

Stanley Kubrick, Regisseur

Beschreibung

Bei jedem Workshop, Meeting oder Vortrag entstehen oder existieren Informationshäppchen in Form von Flipcharts, Folien, Whiteboards, Post-its. Damit passiert meist folgendes: entweder fallen sie irgendwann ungelesen von den Wänden oder werden abgewischt oder – meist noch schlimmer – das Moderatory oder Referenty fasst die Informationen am Ende in seinem Tempo erneut zusammen und fokussiert sich auf die aus seiner Sicht relevanten Aspekte. In beiden Fällen haben die Teilnehmys kaum eine Chance, das Erarbeitete nochmal angemessen Revue passieren zu lassen.
Lade deshalb zu einem Galeriebesuch ein! Mit einem Gallery Walk ermöglichst du der Gruppe, Informationen individuell passend zu verarbeiten.
Falls die Resultate und Artefakte nicht bereits im Raum verteilt entstanden sind, hänge sie, wie die Exponate in einer Galerie, an den Wänden auf. Die Teilnehmys durchlaufen nun die Galerie, verschaffen sich einen Überblick und lassen die Ergebnisse noch mal auf sich wirken. Anschließend stellst du Fragen, die dazu auffordern, die Exponate gezielt zu reflektieren. Zum Beispiel fragst du, welches Exponat bzw. welche Information überraschend oder neu war oder welche Information der Gruppe hilft, nun gemeinsam in Aktion zu kommen. Die Teilnehmys laufen dann zum entsprechenden Exponat und tauschen sich paarweise über ihre Gedanken dazu aus. 

Du kannst mit einem Gallery Walk aber auch vorab Informationen teilen, wie beispielsweise die Folien einer anstehenden Präsentation. Dabei kannst du die Gruppe bereits auf das Thema vorbereiten oder gezielt eine interessierte oder gar kritische Sichtweise herbeiführen: „Welcher Aspekt welcher Folie spricht dich an?“ oder „Welchen Aspekt findest du rätselhaft?“

Auf diese Weise ermöglichst du der Gruppe, Informationen tiefergehend zu verarbeiten und nachhaltiger zu lernen.

Gallery Walk oder auch Walk About oder Walk Around ist eine Liberating Structure in Development, was einfach nur bedeutet, dass sie nicht zum offiziellen Kanon der 33 LS gehört, inzwischen aber fest im Repertoire vieler Maestrys angekommen ist. Man könnte auch argumentieren, dass es sich hierbei um eine Punctuation handelt, da sie in erster Linie zur Vorbereitung auf nachfolgende Structures oder zum Vertiefen der Ergebnisse einer vorgelagerten Structure dient. 

Ablauf

Vorab: Alle Exponate der Galerie sind an den Wänden verteilt und alles ist bereit für die Vernissage. 

  1. Die Teilnehmys wandern durch die Galerie und verschaffen sich einen Überblick, wo die Exponate hängen und gehen gedanklich durch die gezeigten Inhalte. (3–15 Minuten)
  2. Das Facilitaty stellt nacheinander Fragen, die jeweils dazu auffordern, zu einem Exponat zu laufen und dieses Exponat in einem Zweiergespräch zu verdauen. Beispielsweise: „Geht zu dem Exponat, das dich heute am meisten inspiriert hat. Woran lag das? Unterhalte dich mit einer anderen Person vor dem Exponat darüber.“ (2–5 Minuten pro Frage, 2–5 Fragen)
Gallery Walk Ablauf
Der Galeriebesuch: Zweiergespräche vor den Exponaten

Was wird ermöglicht?

Die Teilnehmys können Inhalte in ihrem eigenen Tempo verarbeiten und sich auf das fokussieren, was gerade relevant erscheint. Und das ist so gut wie nie für alle Teilnehmys dasselbe. Durch das Flanieren durch die Galerie werden noch einmal andere Hirnregionen aktiviert und es fällt der Gruppe oft leicht, die Informationen noch einmal zu verdauen. Nutze den Gallery Walk, um Unklarheiten aufzudecken und für die Gruppe nochmal hervorzuheben, was nun möglich ist.

Maestry-Tipp 1: Chronologisches Aufhängen

Es kann hilfreich sein, die Informationen in der Reihenfolge aufzuhängen, in der sie besprochen oder erarbeitet wurden. Gestalte beispielsweise deinen Workshop direkt so, dass die Resultate im Uhrzeigersinn chronologisch an den Wänden erarbeitet werden. Du kannst auch zu Beginn des Gallery Walks die Gruppe bitten, die Resultate des Tages chronologisch im Raum aufzuhängen. 

Maestry-Tipp 2: Orientierungsfragen während des initialen Walks

Gib der Gruppe für den initialen Spaziergang durch die Galerie direkt ein paar Hinweise zur Orientierung mit, wie beispielsweise „Geht die Ergebnisse noch einmal durch, verharrt an den Exponaten, die euch direkt wieder ansprechen oder die ihr überraschend fandet.“ So kannst du direkt auf die Fragen vorbereiten oder schon eine bestimmte Haltung und Aktivierung vorbereiten, wie etwa „Was ist die eine Sache, die ich mitnehmen und in meinen Alltag übertragen will?“

Maestry-Tipp 3: Beispiele für hilfreiche Fragen

  • „Welche Information hat dich überrascht? Warum?“
  • „Welche Information bringt dich auf neue Gedanken? Welche?“
  • „Welche Information bringt dich ins Handeln? Warum?“
  • „Welche Information kann uns helfen, voranzuschreiten? Warum?“ 
  • „Welche Information müssen wir unbedingt in die Tat umsetzen? Warum? Wie?“
  • „Welche Information erzeugt bei dir den größten Widerstand? Warum?“
  • „Welche Information erscheint dir mysteriös und doch anziehend? Warum?“

Maestry-Tipp 4: Paarbildung umdrehen im Virtuellen

Im Virtuellen ist es um einiges aufwendiger, die Paare zu den Stationen laufen zu lassen, insbesondere wenn du Gespräche im Paar sicherstellen willst. Deshalb erstelle einfach zufällige Paarungen und lass die Teilnehmys von ihrem Exponat erzählen. Auf diese Weise bekommen die Teilnehmys sogar noch eine weitere Sichtweise auf die Exponate mit.