Auf Deutsch etwa: Was ich von dir brauche
Bringe Erwartungen zwischen Abteilungen, Teams und Rollen auf den Tisch und lass diese darauf reagieren, um …
… Klarheit zwischen den beteiligten Gruppen herzustellen,
… Erwartungen auszusprechen,
… offen Stellung zu beziehen,
… zu lernen, wie man Bedürfnisse zum Ausdruck bringt
… zu lernen, wie man klar auf Wünsche anderer reagiert,
… gestörte Kommunikation wieder zum Laufen zu bringen,
… alle Probleme für alle sichtbar auf den Tisch zu bringen,
… Gerüchte und Vorurteile aus der Welt zu schaffen,
… Vertrauen aufzubauen, sodass die Beteiligten verantwortlich miteinander umgehen können.
30-60 Minuten
Wünsche sind die beachtlichsten Brückenbauer und die mutigsten Begeher.
Elfriede Hablé, Autorin
Was wird ermöglicht?
Mitarbeiter verschiedener Funktionen und Disziplinen verbessern schnell ihre Art und Weise mitzuteilen, was sie für erfolgreiche Arbeit voneinander brauchen. Durch die klare Formulierung, was für die Erreichung gemeinsamer Ziele gebraucht wird, werden über längere Zeit entstandene Missverständnisse und Vorurteile aufgelöst. Dadurch, dass die Teilnehmer ihre grundlegenden Bedürfnisse für die erfolgreiche Zusammenarbeit formulieren können und jede beteiligte Person darauf antworten kann, werden Klarheit, Integrität und Transparenz geschaffen und gleichzeitig Zusammenhalt und Koordination über Fachbereichsgrenzen hinaus gefördert.
Die Fünf Bausteine – Kurzanleitung
1. Die Einladung gestalten
- Lade die Teilnehmer ein, ihre Bedürfnisse anderen (oftmals aus anderen Funktionen oder Disziplinen) gegenüber klar zu äußern, um erfolgreich ein definiertes Ziel erreichen zu können.
- Lade sie ebenso dazu ein, unmissverständlich auf die Anfragen anderer zu antworten.
2. Aufbau und benötigte Materialien
- Ein großer Raum, um 3 bis 7 funktionelle Teilnehmergruppen in eigenen Bereichen unterzubringen.
- Stühle für eine Gruppe von 3 bis 7 Personen, die in der Mitte des Raumes einen Kreis bilden.
- Papier und Stifte für die Teilnehmer, um Bedürfnisse und Antworten zu notieren.
3. Wie werden die Teilnehmer eingebunden?
- Jeder ist in seiner funktionellen Teilnehmergruppe eingebunden.
- Jeder darf gleichberechtigt beitragen.
4. Wie sind die Gruppen zusammengesetzt?
- Drei bis sieben funktionelle Teilnehmergruppen (dabei gibt es kein Limit für die Teilnehmeranzahl innerhalb der Gruppe)
- Eine Gruppe mit drei bis sieben Sprechern, die jeweils ihre funktionelle Teilnehmergruppe repräsentieren.
5. Ablauf und Dauer
- Erkläre den Ablauf, indem du die folgenden Schritte vorstellst. Wiederhole das Ziel oder die Herausforderung, die besprochen werden soll. Dadurch wird sichergestellt, dass der Kontext für alle gleich ist. Betone, dass die Wünsche so klar und eindeutig beschrieben sein müssen, dass sie durch ein klares „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können. Mache klar, dass nur die Antworten „Ja“, „Nein“, „Ich werde es versuchen“ und „Habe ich nicht verstanden“ erlaubt sind. Verteile die Gruppen im Raum. (3 Minuten)
- Die Gruppen benutzen 1-2-4-All (oder 1-2-All), um eine Liste der wichtigsten Dinge zu erstellen, die sie von den anderen Gruppen im Raum benötigen. Die Bedürfnisse werden als Bitten formuliert, die mit Achtsamkeit in der folgenden Form vorgebracht werden: „Was ich von dir brauche ist …..“. Jede Gruppe reduziert die Liste auf die beiden Top-Bedürfnisse. Diese werden in der vorgegebenen Form aufgeschrieben. Ein Sprecher wird gewählt, der die Gruppe repräsentiert. (5 – 15 Minuten)
- Alle Sprecher versammeln sich im Stuhlkreis in der Mitte des Raumes.
- Die Sprecher tragen den anderen Repräsentanten einzeln ihre beiden Bedürfnisse vor. Diese machen sich Notizen über die Bedürfnisse, aber es werden noch keine Antworten gegeben oder auf andere Art und Weise reagiert. (15 Minuten)
- Auf jedes vorgebrachte Bedürfnis wird als Antwort eine der folgenden Möglichkeiten vermerkt: „Ja“, „Nein“, „Ich werde es versuchen“ oder „Habe ich nicht verstanden“ (Diese Antwort wird gegeben, wenn die Frage zu vage oder ungenau war, um sie zu beantworten). Dies macht der Sprecher alleine oder in Abstimmung mit den Mitgliedern seiner Gruppe. (5 – 10 Minuten)
- Jeder Sprecher wendet sich nacheinander an die Repräsentanten in der Runde, indem er jeweils das an ihn gerichtete Bedürfnis wiederholt und die Antwort darauf („Ja“, „Nein“, „Ich werde es versuchen“ und „Habe ich nicht verstanden“) mitteilt. Dabei gibt es keine Diskussion und keine ausführliche Erklärung der Antworten! (10 Minuten)
- Den Abschluss bildet eine Runde What, So What, Now What? W³ (15 Minuten)
Unten: Präsentationsmaterial, das wir verwenden, um What I Need From You (WINFY) vorzustellen
Warum? Sinn und Zweck
- Das Formulieren funktioneller und / oder persönlicher Bedürfnisse kann erlernt werden.
- Es wird geübt, Wünsche funktioneller und / oder persönlicher Art auszusprechen.
- Es wird geübt, klare Antworten auf Anfragen zu geben.
- Die Kommunikation innerhalb funktionaler Gruppen wird wieder hergestellt oder verbessert.
- Fortschritt über die Grenzen von Fachbereichsilos hinaus wird ermöglicht.
- Unterbrochene Kommunikationswege werden wieder hergestellt.
- Offene Punkte und Probleme werden für alle Beteiligten gleichzeitig sichtbar gemacht.
- Der Frustlevel sinkt, da Vorurteile oder Gerüchte beseitigt werden.
- Vertrauen wird geschaffen, so dass Gruppenmitglieder Verantwortung übernehmen können
Tipps und Stolperfallen
- Die Teilnehmer sollten daran erinnert werden, dass die „Habe ich nicht verstanden“-Antwort bedeutet, dass das Bedürfnis zu vage formuliert war, um eine klare Antwort geben zu können.
- Strikte Einhaltung der Regel, dass niemand direkt auf ein formuliertes Bedürfnis antworten darf.
- Strikte Einhaltung der Regel, dass die einzig möglichen Antworten „Ja“, „Nein“, „Ich werde es versuchen“ und „Habe ich nicht verstanden“ sind und keine weiteren Ausführungen oder Erklärungen erlaubt sind.
- Was wird wirklich benötigt, um erfolgreich zu sein? Darum sollten die Teilnehmern aktiv bitten!
- Spaß und eine gesunde Prise Drama sind Teil dieser Übung.
- Wenn mehr als 7 Rollen / Funktionen eingeladen werden, besteht die Gefahr, das Ergebnis zu verwässern.
- Lasse die Gruppe beim Abschluss entdecken, dass es sehr einfach ist, sich zu beschweren. Zu formulieren, was benötigt wird, um arbeiten zu können, ist hingegen viel schwerer. WINFY hilft, vom Meckern ins Tun zu kommen.
Variationen
- Zieht eine zweite Runde in Betracht, falls noch zu vieles offen oder unklar bleibt: konkrete und klare Bedürfnisse formulieren zu können ist eine essentielle Fähigkeit!
- In der Abschlussbesprechung sollten die Teilnehmer die Möglichkeit bekommen, zu formulieren, was nicht nachgefragt wurde. Etwas, das vernachlässigt und nicht nachgefragt wurde, aber der Gruppe helfen würde, das Ziel zu erreichen.
- Anstatt einer funktionellen Gruppe kann WINFY auch für eine Gruppe oder ein Team verwendet werden, dass voneinander abhängig ist.
- WINFY kann mit Helping Heuristics, Integrated~Autonomy, Appreciative Interviews (AI), Ecocycle Planning kombiniert werden.
Beispiele
- Für eine technisch arbeitende Gruppe, deren Mitglieder auf verschiedene Länder verteilt sind und Entscheidungen in einem schnell ändernden Marktumfeld treffen müssen.
- Für drei Top-Führungskräfte, die damit Probleme haben, konsistente Vorgaben an die nächste Führungsebene zu geben.
- Für Führungskräfte und Management eines Krankenhauses, die eine patientenzentrierte Pflegeinitiative starten wollen, die die Koordination vieler Spezialgebiete erfordert.
- Um eins-zu-eins Beziehungen fruchtbarer zu machen.
Zuschreibung: Die Liberation Structure wurde von Henri Lipmanowicz and Keith McCandless entwickelt. Inspiration haben sie von der Beraterin Kathie Dannemiller und Professor Dan Pesut erhalten.