Auf Deutsch etwa: Weise Gruppen
Ziehe in schnellen Zyklen das Wissen der ganzen Gruppe heran, um …
… effizient zu guten Ergebnissen zu kommen,
… auf ein großes Spektrum an Expertise und Meinungen zurückzugreifen,
… wertschätzenden Umgang mit Kollegen zu praktizieren,
… Vertrauen durch gegenseitiges Helfen aufzubauen und dabei Beziehungen zu stärken.
15-60 Minuten
Ein guter Rat ist wie Schnee. Je sanfter er fällt, desto länger bleibt er liegen und um so tiefer dringt er ein.
Simone Signoret, französische Schauspielerin
Was wird ermöglicht?
Wise Crowds ermöglicht es den Teilnehmern einer kleinen oder großen Gruppe, sich sofort gegenseitig zu helfen. Die Beratung durch eine Weise Gruppe kann entweder mit einer kleinen Gruppe von vier oder fünf Personen geschehen, oder durch viele kleine Gruppen gleichzeitig. Bei einem großen Treffen kann die Gruppe sogar hundert oder mehr Personen stark sein. Einzelne Personen, Klienten genannt, können um Hilfe bitten und erhalten diese kurzfristig durch die anderen Mitglieder der Gruppe. Jede einzelne Beratung zapft dabei die Expertise und den Einfallsreichtum jedes einzelnen in der Gruppe gleichzeitig an. Die Klienten erhalten dabei eine größere Klarheit für ihre Frage und steigern die Möglichkeit für Selbstreflexion und Selbstverständnis. Wise Crowds entwickeln unsere Fähigkeit, um Hilfe zu bitten. Sie vertiefen die Fähigkeit, nachzufragen und zu beraten. Dabei entwickeln sich schnell helfende Beziehungen. Während einer Wise Crowds Veranstaltung führen die vielen individuellen Beratungen zu einer kumulierten Lernerfahrung, denn jeder Teilnehmer profitiert davon, sowohl Klient zu sein als auch mehrmals nacheinander Berater. Durch Wise Crowds wird Transparenz geschaffen. Zusammen ist die Gruppe schlauer als der Experte!
Die Fünf Bausteine – Kurzanleitung
1. Die Einladung gestalten
- Jeder Teilnehmer, der Klient wird, soll seine Herausforderung kurz beschreiben und die anderen um Hilfe bitten.
- Die anderen Teilnehmer sollen als eine Gruppe von „Beratern“ agieren und den Klienten dabei helfen, seine Herausforderung noch klarer zu beschreiben und dann Ratschläge oder Empfehlungen auszusprechen.
2. Aufbau und benötigte Materialien
- Gruppen von 4 bis 5 Stühlen an kleinen Tischen oder im Kreis ohne Tische.
- Papier, um sich Notizen zu machen.
3. Wie werden die Teilnehmer eingebunden?
- Jeder wird beteiligt.
- Jeder hat die gleiche Zeit, um beraten zu werden.
- Jeder hat die gleiche Möglichkeit, zu beraten.
4. Wie sind die Gruppen zusammengesetzt?
- Gruppen von 4 bis 5 Leuten.
- Gemischte Gruppen quer durch die Fachbereiche, Hierarchieebenen und Funktionen sind ideal.
- Der Klient, die zu beratende Person, dreht den Beratern seinen Rücken zu, nachdem die Herausforderung klar beschrieben wurde.
5. Ablauf und Dauer
Jeder Klient bekommt für seine Beratung 15 Minuten, die sich folgendermaßen gliedern:
- Der Klient beschreibt die Herausforderung und bittet um Hilfe. (2 Minuten)
- Die Berater fragen beim Klienten nach, um die Herausforderung zu verstehen. (3 Minuten)
- Der Klient dreht den Beratern den Rücken zu und macht sich bereit, Notizen zu machen.
- Während der Klient den Beratern den Rücken zugewandt hat, stellen diese als Team Fragen, geben Ratschläge und sprechen Empfehlungen aus. (8 Minuten)
- Der Klient gibt den Beratern dazu Feedback, was für ihn nützlich war und was er verwenden kann. (2 Minuten)
Warum? Sinn und Zweck
- Generiere tragfähige Resultate, da diese durch dich und die Gruppe, also ohne Expertise von außen, entstanden sind.
- Verbessere deine Fähigkeiten, Hilfe zu geben, zu erhalten und darum zu bitten.
- Zapfe die Intelligenz einer ganzen Gruppe an, ohne zeitaufwendige Präsentationen vornehmen zu müssen.
- Befreie die Weisheit und Kreativität, die sich durch übergreifendes Denken, unabhängig von Fachbereichsilos, Tätigkeitsfeldern oder Hierarchien ergibt.
- Ersetze langweilige Briefings und Updates durch eine effektive und sinnvolle Alternative.
- Durch diese Form der Interaktion wird Vertrauen in die gemeinsame Zusammenarbeit geschaffen.
- Zuhören wird geübt, ohne dabei gleich in die Verteidigung zu gehen.
Tipps und Stolperfallen
- Lade eine gut gemischte Gruppe ein, nicht nur die Experten und Führungspersönlichkeiten.
- Lade die Teilnehmer dazu ein, sich gegenseitig zu kritisieren, wenn sie in die üblichen Fallen tappen, wie z.B. zu handeln, bevor das Ziel oder das Problem klar sind. Schaue Dir auch Helping Heuristics an, um eine komplette Liste von unerwünschten Mustern zu erhalten, die beim Helfen oder bei der Bitte nach Hilfe auftreten können.
- Erinnere die Teilnehmer daran, sich auf die aktuelle Erfahrung des Klienten zu fokussieren, indem sie fragen: „Was passiert hier gerade? Wie erlebst Du das, was passiert?“
- Rate den Beratern dazu, Risiken einzugehen und dabei emphatisch zu bleiben.
- Vermeide es, dass ein Teilnehmer nicht Klient sein will. Jeder hat mindestens eine Herausforderung!
- Wenn die erste Runde schwach war, versuche es mit einer zweiten Runde.
- Lade die Teilnehmer ein, auch komplexe Herausforderungen ohne leichte Antworten vorzustellen.

Variationen
- Beschränke die Berater darauf, dem Klienten nur ehrliche und offene Fragen zu stellen, die den Fokus darauf setzen, ihm persönliche Klarheit zu verschaffen. Mit anderen Worten: verbiete Empfehlungen und Ratschläge jeder Art (die mit dem Feigenblatt einer Frage daher kommen) oder allgemeine Reden, sondern konzentriere dich auf die Fragen. Dies wird dann auch Q-Storming genannt und ähnelt einem Quaker Clearness Committee.
- Die Gruppengröße kann auf maximal 7 Personen erhöht werden.
- Die Großgruppenversion von Wise Crowds ermöglicht es einer Person, einen ganzen Raum um Hilfe zu bitten. Siehe die detaillierte Beschreibung weiter unten.
- Setze Wise Crowds mit virtuellen Gruppen ein. Benutze dabei die Chat-Funktion, um die Antworten einer kleinen Gruppe von Beratern zu teilen, um dann den Kanal und das Whiteboard für die ganze Gruppe und deren Feedback zu öffnen.
- Verbinde und Verknüpfe Wise Crowds mit Helping Heuristics plus Heard, Seen, Respected (HSR), Nine Whys, Troika Consulting, What I Need From You und Appreciative Interviews. Diese Liberating Structures bieten eine breite Palette produktiver Lösungen, um zu helfen.
Wise Crowds für Großgruppen (1 Stunde)
Die Fünf Bausteine
1. Die Einladung gestalten
- Bitte den Klienten, die Herausforderung zu beschreiben, sowie den Status der aktuellen Arbeit daran und die Ratschläge oder Hilfestellungen, die gesucht werden.
- Bitte die restlichen Teilnehmer, als eine Gruppe von „Berater-Teams“ zu agieren, deren Aufgabe es ist, dem Klienten zu helfen, die Herausforderung klarer zu definieren und ihm Ratschläge und Empfehlungen zu geben.
2. Aufbau und benötigte Materialien
- Ein Stuhl für den Klienten an der Spitze des Raumes
- Projektor und Leinwand, wenn unbedingt nötig
- Drei Stühle für die primären Berater ebenfalls an der Spitze des Raumes
- Gruppen von 5-8 Stühlen um kleine Tische herum, oder im Kreis ohne Tisch für alle Satelliten-Berater-Teams
- Papier für die Teilnehmer, um sich Notizen zu machen
- Post-Its oder Metaplankarten, um die Empfehlungen aufzuschreiben
- Mikrofone für den Klienten und die primären Berater
3. Wie werden die Teilnehmer eingebunden?
- Der Klient hat eine vorgegebene Zeit, um seine Herausforderung zu präsentieren und um Hilfe zu bitten.
- Die primären Berater haben eine vorgegebene Zeit, um Hilfe anzubieten.
- Jeder andere in jedem Beraterteam hat die gleiche Möglichkeit, Hilfe beizusteuern, innerhalb der für sie festgelegten Zeit.
4. Wie sind die Gruppen zusammengesetzt?
- Eine Person als Klient
- Eine Gruppe von 2 bis 3 Primär-Beratern
- Beliebig viele Satelliten-Berater in Gruppen von 5-7 Personen
- Gemischte Gruppen quer durch Fachbereiche, Tätigkeitsfelder und Hierarchieebenen sind ideal.
5. Ablauf und Dauer
Jeder Klient, der um Hilfe ersucht, bekommt ca. 1 Stunde Zeit, die sich folgendermaßen gliedert.
- Der Klient stellt seine Beratungsfrage vor und wählt 2-4 Personen, die das primäre Beraterteam bilden. Die primären Berater kommen an die Spitze des Raumes und setzen sich dort auf die bereit gestellten Stühle. (2 Minuten)
- Der Klient präsentiert seine Herausforderung und bittet um Hilfe. (10 Minuten)
- Die primären Berater benutzen Mikrofone und stellen Fragen, die die Herausforderung klarer machen sollen. Die restlichen Teilnehmer hören zu. (10 Minuten)
- Der Klient wendet den Beratern den Rücken zu und macht sich bereit, Notizen zu machen.
- Die primären Berater entwickeln nun gemeinsam als Team Ratschläge und Empfehlungen, während der Klient ihnen den Rücken zuwendet. Dabei benutzen sie die Mikrofone, so dass die restlichen Teilnehmer der Diskussion folgen können. (7 Minuten)
- Im Anschluss bewertet jedes Satelliten-Beraterteam die Arbeit des primären Beraterteams kritisch und erarbeitet dabei dabei eigene Vorschläge für den Klienten. (10 Minuten)
- Während die Satelliten-Beraterteams arbeiten, wendet sich der Klient dem primären Beraterteam zu und nutzt die 10 Minuten, um mit ihnen die gemachten Vorschläge zu diskutieren.
- Nun folgt erst eine Runde, in der die Kritik der Satelliten-Beraterteams gesammelt wird, gefolgt von einer Runde, in der die Vorschläge gesammelt werden. Je Team wird nur eine Kritik und ein Vorschlag eingesammelt und dieses wird auch nicht wiederholt. Es kann helfen, wenn du die Teams bittest, die Vorschläge auf einer großen Metaplankarte aufzuschreiben. (10 Minuten)
- Der Klient gibt den Beratern Feedback: Was war nützlich und was kann er mitnehmen, um es anzuwenden? (2 Minuten)
- Lade zu einer Diskussion in der gesamten Gruppe ein, um über den Prozess zu reflektieren, was das für die Gruppe bedeutet und wie es nun weitergeht (den Stufen von What, So What, Now What? folgend). (5 Minuten)
Anmerkung: Die Dauer jedes einzelnen Schrittes kann auf die Komplexität der Herausforderung oder die Größe der Gruppe angepasst werden. Es ist aber essenziell, sich strikt an die Zeiten zu halten und die Diskussionen so im Rahmen zu halten. Lieber eine zweite Runde durchführen, falls nötig.
Beispiele
- Für verteilte Forschungs- oder Lerngruppen, die sich so gegenseitig unterstützen und voneinander lernen können.
- Um Fortschritts- und Statusmeetings zu ersetzen.
- Für Manager, die Herausforderungen im Zusammenhang mit einem Firmenzusammenschluss lösen wollen.
- Um Ratschläge zu erhalten, wie die Beziehung zu einer anderen Person verbessert werden kann.
- Für Vertriebsmitarbeiter (die über einen großen Vertriebsbereich verteilt sind), um ihnen Hilfestellung bei der Gewinnung und Entwicklung des Kundenstamms zu geben.
Zuschreibung: Diese Liberating Structure wurde von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless entwickelt. Inspiriert durch die Quaker Clearness Committees.