Schärfe und fokussiere Gedanken entlang einer Abfolge von Fragen oder Aussagen, um
… sich in Bevorstehendes hineinzudenken,
… den initialen Gedanken freien Lauf zu lassen und die nützlichsten zu vertiefen,
… Termine, Gespräche oder Herausforderungen gezielt zu beleuchten,
… gedankliche Blockaden zu durchbrechen,
… auch Mutiges oder Abwegiges in Betracht zu ziehen.
7 – 25 Minuten
Um klar zu sehen, genügt ein Wechsel der Blickrichtung.
Antoine de Saint-Exupéry
Beschreibung
Liberating Structures sind von der Zeit her sehr stark begrenzt, was sie sehr effizient macht. Trotzdem ist es manchmal sinnvoll, ein Thema für sich selbst aus verschiedenen Gesichtspunkten gründlich zu durchdenken, bevor man in die Diskussion, den Austausch oder die Entscheidung zu einem Thema einsteigt. Das klassische 1-2-4-All bietet gerade mal 1 Minute, um sich seine eigenen Gedanken zu machen. Das kann, gerade bei einem Themenwechsel innerhalb eines Workshops, zu wenig Zeit sein.
XxN-Writing (gesprochen ‚X-by-N-Writing‘) bietet den Rahmen, die Gruppe gedanklich gezielt in verschiedene Richtungen zu lenken, um hier ein wenig zu verweilen und in einer Art Mini-Brainstorming mit sich selbst verschiedene Möglichkeiten zu formulieren. Der Fokus liegt hier zunächst darauf, viele Antworten zu finden (bis zu N) und erst im nächsten Schritt zu überfliegen, welche Antworten jetzt wirklich die subjektiv wichtigsten sind. In der anschließenden kurzen Runde mit einem Partny können die Antworten noch einmal geteilt und geschärft werden.
Dadurch werden die eigenen Gedanken zu einem Thema geordnet und gewichtet, so dass man gut vorbereitet in die weitere Themenbearbeitung einsteigen kann.

XxN-Writing (gesprochen ‚X-by-N-Writing‘: ˈɛks ˈbaɪ ˈɛn ˈraɪtɪŋ) ist eine Liberating Structure in Development, was einfach nur bedeutet, dass sie nicht zum offiziellen Kanon der 33 LS gehört, inzwischen aber fest im Repertoire vieler Maestrys angekommen ist. Man könnte auch argumentieren, dass es sich hierbei um eine Punctuation handelt, da sie in erster Linie zur Vorbereitung auf nachfolgende Structures oder zum Vertiefen der Ergebnisse einer vorgelagerter Structure dient.
Ablauf
- Jedes Teilnehmy bewaffnet sich mit einen Blatt Papier und einem Stift, idealerweise mit einer Unterlage zum Schreiben.
- Das Facilitaty umschreibt das Thema und erklärt die Regeln.
- Nacheinander werden die X Fragen gestellt, jedes Teilnehmy hat 2 Minuten Zeit je Frage, um bis zu N Antworten auf die jeweilige Frage aufzuschreiben.
- Abschließend bekommt man 2 Minuten Zeit, um sich die Antworten noch einmal durchzulesen und die wichtigsten zu umkringeln.
- In Paaren werden für 5 Minuten diese wichtigsten Antworten geteilt.
Was wird ermöglicht?
Die Ähnlichkeit zur Mad Tea Party ist unverkennbar. Auch hier werden unvollständige Sätze vervollständigt und die Antworten mit einem Partny geteilt. Tatsächlich können die Beispielsätze aus der Mad Tea Party fast genau so auch hier verwendet werden. Zwei Unterschiede werden jedoch deutlich: erstens ist XxN-Writing eine Übung in Stille, also nicht so energieaufladend wie Mad Tea, was je nach Zeitpunkt oder Kontext die bessere Wahl sein kann. Zweitens persistiert man die Antworten. Durch das schriftliche Beantworten sind die Gedanken nicht flüchtig, sondern können auch im weiteren Verlauf des Strings noch einmal hervorgeholt und nachgelesen werden. Entgegen der schnellen Antworten beim Mad Tea oder der kurzen Bedenkzeit bei 1-2-4-All hat man dadurch die Möglichkeit, ein Thema gründlich aus verschiedenen Richtungen zu betrachten.
Maestry-Tipp 1: Stelle auch ‚abwegige Fragen‘
Stelle auch abwegige Fragen wie z. B. „Meine verrückteste Idee zu dem Thema ist, …“ oder „auf keinen Fall sollte man…“. So ist sichergestellt, dass möglichst viele Aspekte und damit eben auch ungewöhnliche Ecken des Themas angedacht werden.
Maestry-Tipp 2: Aufeinander aufbauende Fragen
Lass die Fragen oder Sätze aufeinander aufbauen und leite so auf eine Erkenntnis oder Aktion hin. Gib beispielsweise einen oder mehrere Sätze für jede Phase der folgenden Sequenz vor:
- Bekräftige die Erfahrung oder das Wissen des Beteiligten („Ich weiß, dass …“, „Ich bin mir sicher …“)
- Lass die Verzweiflung erforschen („Das erzeugt Schmerz/Ärger/Wut in mir, weil …“, „Wenn ich nur könnte, dann …“)
- Mach Hoffnungen und Prioritäten klar („Wichtig ist mir dabei …“, „Ohne dieses Hindernis könnte ich …“)
- Motiviere zur Handlung („Ich werde …“)
Zuschreibung
Nancy White, Anna Jackson, Fisher Qua und Sharon Dale.