Auf Deutsch etwa: Interview mit einem Prominenten
Teile mit einer Gruppe unterhaltsam Informationen von Experten, um …
… einem Thema Substanz und Tiefe zu geben,
… jeden am Stellen von Fragen und Aufdecken von weiteren Informationen zu beteiligen,
… eine Verbindung zwischen der Gruppe und dem Experten herzustellen oder zu festigen,
… große Konzepte durch Geschichten zum Leben zu erwecken.
35-50 Minuten
Wenn du eine weise Antwort verlangst, musst du vernünftig fragen.
Johann Wolfgang von Goethe, Dichter
Was wird ermöglicht?
Einer großen Gruppe wird ermöglicht, Kontakt mit einem Anführer oder Experten (dem Prominenten) als Person aufzunehmen und die Nuancen zu verstehen, wie der Prominente eine Herausforderung angeht. Mit einem gut entworfenen Interview kann man eine ansonsten langweilige und langwierige Präsentation in eine persönliche Erzählung umwandeln, die unterhaltsam ist, wichtiges Wissen vermittelt und die ganze Bandbreite an rationalen, emotionalen und ethisch-moralischen Zusammenhängen offenlegt. Oftmals kann aus dem Interview in die Teilnahme übergeleitet werden. Dadurch wird die Fantasie der Gruppe geweckt und verbindende Aktionen werden ermöglicht.
Die Fünf Bausteine – Kurzanleitung
1. Die Einladung gestalten
- Lade den Prominenten ein, von der formalen Präsentation Abstand zu nehmen, und die wirklich relevanten Fragen der Teilnehmer in einem lockeren „Talk Show“-Format zu beantworten.
- Lade die Teilnehmer dazu ein, zuzuhören, die Person hinter dem Prominenten wahrzunehmen und sich zusammen mit Kollegen Fragen zu notieren.
2. Aufbau und benötigte Materialien
- Interviewer und Prominenter vorne im Raum, wo sie von allen gesehen und gehört werden können (empfohlen werden Knopflochmikrophone sowie Barhocker oder bequeme Sessel / Couch)
- Sitzplätze für beliebig viele Teilnehmer, um das Interview zu verfolgen und später Platz, um kleine Gruppen zu formen (Theaterbestuhlung ist Ok)
- 8 x 13 cm Karten, um Fragen zu sammeln, die via 1-2-4 generiert wurden
3. Wie werden die Teilnehmer eingebunden?
- Teil eins, Interview: Jeder hat die gleiche Möglichkeit, zuzuhören
- Teil zwei, Fragen: Jeder hat die gleiche Möglichkeit, mit den anderen in Kontakt zu treten, um Fragen zu formulieren
4. Wie sind die Gruppen zusammengesetzt?
- Die ganze Gruppe für das Interview
- Einzelne, Paare und kleine Gruppen um via 1-2-4 Fragen zu generieren
5. Ablauf und Dauer
- Der Interviewer begrüßt die Teilnehmer und stellt den Prominenten vor sowie das Thema, das diskutiert werden soll. (3 Minuten)
- Der Interviewer stellt die Fragen, die auch die Zuhörer stellen würden (sowohl humorvolle als auch ernste Fragen sind angebracht) (15 – 30 Minuten)
- Lade die Teilnehmer dazu ein, weitere Fragen durch eine 1-2-4 Unterhaltung zu generieren und diese auf 8 x 13 cm Karten zu schreiben. (5 – 10 Minuten)
- Der Interviewer schaut die Karten durch, sucht nach Mustern und stellt daraufhin dem Prominenten weitere Fragen. (5 – 10 Minuten)
- Interviewer spricht die Schlussworte und dankt dem Prominenten. (1 Minute)
Warum? Sinn und Zweck
- Schafft oder vertieft die Verbindung zwischen dem Experten und der Zuhörerschaft.
- Verschafft einem Thema Substanz und Tiefe
- Vermeidet langweilige Vorträge und PowerPoint-Präsentationen
- Jeder wird bei der Suche nach weiteren Fragen zur Vertiefung des Themas einbezogen
- Macht die Person hinter der Position oder Expertise sichtbar.
- Bringt große Konzepte zum Leben durch die Geschichten, die in dem Interview erzählt werden
Tipps und Stolperfallen
- Eine gute Abfolge von Eingangsfragen: Was hat Sie bei dieser Arbeit zuerst inspiriert? Was fordert Sie bei dieser Arbeit besonders heraus? Was lässt Sie bei der Arbeit weiter voranschreiten? Was hoffen Sie, kann für uns aus der Arbeit entstehen?
- Geben sie dem Prominenten die Fragen vorab.
- Wenn möglich, wird den Teilnehmern Hintergrundmaterial zur Verfügung gestellt.
- Die Einführung sollte nicht zu einem kleinen Vortrag ausarten.
- Die Interviewfragen sollten nicht trivial oder zu einfach sein.
- Der Interviewer sollte immer wieder nach Geschichten oder konkreten Beispielen fragen, die die Konzepte klar werden lassen.
- Der Interviewer könnte den Prominenten fragen: „Warum ist ….. wichtig für SIE (nicht die Organisation oder das System)“
Variationen
- Tobe Dich aus, indem du Talk-Show-Formate imitierst: Harald-Schmidt Show, NDR-Talkshow, oder guck Dir bei Deinem Lieblingsinterviewer ein paar Tricks ab.
- Der Interviewer kann im Vorlauf das Thema recherchieren und die Teilnehmer z. B. fragen: „Was willst du wissen, traust dich aber nicht zu fragen? Was interessiert dich brennend und was möchtest du über die Person oder die anstehende Arbeit wissen?“
- Benutze ein „Storytelling Template“, um dein Interview zu strukturieren (z. B. the Hero’s Journey).
- Grabe für strategische Themen tiefer in den Herausforderungen, indem du fragst: „Was passiert um uns herum, auf das wir mit kreativer Adaption reagieren sollten? Was passiert, wenn wir gar nichts machen? Was ist in Hinblick auf unser Ziel gerade möglich? Wenn wir die momentanen Strategien über Nacht abschaffen würden, welche würdest du heute wieder zum Leben erwecken?“
- Versuche es mit virtuellen Gruppen. Führe das Interview durch (Sprache/Video) und lade die anderen Teilnehmer ein, sich Fragen und Kommentare in Paaren oder Gruppen auszudenken. Teile die Top-Fragen mit allen, wenn das Interview fertig ist.
- Verknüpfe Celebrity Interview mit User Experience Fishbowl, Open Space, Discovery & Action Dialog (DAD), und What I Need From You
Beispiele
- Für die Leitungsebene, wenn sie eine neue Initiative ins Leben rufen will.
- Um eine neue Führungskraft, die ins Unternehmen kommt, zu begrüßen und kennen zu lernen.
- Um den Beitrag eines Experten zu personalisieren und zu vertiefen.
- Um einige Teilnehmer eines wichtigen Ereignisses zu debriefen und ihre Erfahrungen zu vermitteln.
- Als Alternative für eine case-study Präsentation: Der Interviewer hilft, die Story wieder zum Leben zu erwecken und deckt den lokalen Kontext unterhalb der Analyse auf.
Zuschreibung: Die Liberation Structure wurde von Henri Lipmanowicz und Keith McCandless entwickelt. Inspiriert durch ernsthaft spielerische Improvisateure aus Venezuela.